Vor dem Hintergrund der weiterhin drastisch steigenden Fallzahlen hatte der Fachbereich Jugend des Landkreises einen renommierten Referenten eingeladen, um über neue Wege in der Jugendhilfe zu berichten, die beispielgebend für die eigene Arbeit sein könnten.
Prof. Dr. Michael Macsenaere, Direktor des Instituts für Kinder- und Jugendhilfe (IKJ), Mainz, referierte vor rund 70 Interessierten, darunter zahlreiche Mitarbeiter freier Jugendhilfeträger und Kreistagsabgeordnete, über die Wirkung von Jugendhilfemaßnahmen.
Der Referent beschäftigt sich seit mehr als einem Jahrzehnt mit Fragen von Qualitätsentwicklung, Evaluation und Kosteneffizienz erzieherischer Maßnahmen. Basis seiner Ausführungen bildeten die Erfahrungswerte des so genannten EVAS-Verfahren, das seit seinem Start 1999 in rund 200 Einrichtungen und Diensten erfolgreich eingesetzt wird und mit 20.000 dokumentierten Hilfen das größte Verfahren zur Qualitätsentwicklung in der Kinder- und Jugendhilfe ist.
„Der Erfolg einer Maßnahme lässt sich jeweils nur am einzelnen Jugendlichen und seiner Entwicklung festmachen.“ machte Dr. Macsenaere deutlich. Bündele man jedoch die Erfahrungswerte zu Gruppen oder auf Einrichtungen, so könne man fundiert den Wirkungsgrad von Maßnahmen oder die Qualität von Einrichtungen messen.
Gerade darauf müssten Jugendämter ihr Augenmerk richten, denn nur über die Betrachtungen des Wirkungsgrades und der Qualität ließen sich die Kostenentwicklung in der Jugendhilfe beeinflussen.
Diese Daten könnten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Jugendämtern zudem fundierte Hinweise über den richtigen Zeitpunkt, die geeignete Maßnahme und deren Erfolgsaussichten liefern.
Gleichzeitig mahnte Dr. Macsenaere: „Die richtige Hilfe wird immer von der Situation abhängen, in der sich der Jugendliche befindet.“ Pauschale Strategien seien nicht angebracht. Gerade Maßnahmen, die zunächst einen geringeren finanziellen Aufwand bedeuteten, könnten langfristig zu Mehrausgaben führen.
Die sich an den Vortrag anschließende Diskussion leitete Detlef Schulter, der Leiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes beim Landkreis, mit einer Einschätzung der aktuellen Situation der Jugendhilfe ein. Aus seiner Sicht sei Jugendhilfe immer stärker gefordert, um die Defizite in den Familien und der Gesellschaft auszugleichen. Mit der Qualität der Maßnahme setze man sich schon länger in der skizzierten Weise auseinander. Der Vortrag sei jedoch Anlass für den Fachbereich, sich weiter einer systematischen Erfolgskontrolle zu widmen und die bisherigen ständig zu optimieren.